Frühmorgens um 5:30 Uhr stehe ich auf, denn ich habe mir vorgenommen, um 6 Uhr zu frühstücken und meine Wanderung zu beginnen. In der Klausen Hütte wurde mir am Vorabend bereits ein Thermo-Frühstück vorbereitet, damit ich frühzeitig starten kann. Es könnte heute Nachmittag wieder zu einem Gewitter kommen, aber das hält mich nicht davon ab, mein Abenteuer zu beginnen.

Gegen 7 Uhr breche ich auf. Die Strecke zur 2741 Meter hohen Jakobsspitze ist wenig frequentiert, und ich begegne nur wenigen Menschen auf meinem Weg. Im Kontrast zu gestern, wo der Aufstieg recht einfach war, wird es heute je höher ich komme, desto alpiner und anspruchsvoller. Die Wege sind von Steinen bedeckt, teilweise mit Moos bewachsen, was bei Nässe sicherlich rutschig sein kann – und gestern hat es geregnet.

Während es früh am Morgen sonnig war, wechselte das Wetter später zu einem Mix aus Sonne, Wolken und ein wenig Regen. Gegen Ende meiner Wanderung an der Jakobsspitze ist es nur noch bewölkt. Obwohl die Steine größtenteils trocken sind, werde ich, als ich das Gipfelkreuz sehe, unvorsichtig und rutsche auf dem wahrscheinlich einzigen glitschigen Stein aus. Glücklicherweise habe ich nur kleine Schürfwunden an Arm und Knie davongetragen.

Nach dem Abstieg erreiche ich die Flaggerschartenhütte, meine Unterkunft für die Nacht. Ich bin der erste Übernachtungsgast, der hier ankommt. Kaum eine Stunde später setzt ein Gewitter ein, und weitere Wanderer treffen ein. Die Hütte hat eine gemütliche Größe und beherbergt heute etwa 20 Übernachtungsgäste. Sie ist einfach und authentisch, jedoch ohne Warmwasser oder gar Dusche.

Während ich mit den anderen Gästen ins Gespräch komme, treffe ich auf Julia, eine Wanderin, die von Wien nach Lago Maggiore unterwegs ist – ein für mich wichtiges Zwischenziel. Sie ist Anfang Juni gestartet. Wir stellen fest, dass wir beide interessante Umwege auf unseren Routen eingeschlagen haben, was uns zum Schmunzeln bringt, da es uns hier in dieser Hütte zusammenführt. Julia erzählt von ihrem Umweg über die Hufeisen-Runde durch die Sarntaler Alpen, während ich einen Umweg aufgrund meiner Besteigung der Jakobsspitze gemacht habe.

Interessanterweise hat Julia bereits von mir auf der Zollnersee Hütte gehört, wo ich am 82. Tag war. Sie folgt einem Reiseführer, während ich mich von der Himmelsrichtung West leiten lasse. Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich unsere Wege trotz des gleichen Ziels sind. Nur wenige Tage verlief unsere Route identisch auf dem Karnischen Höhenweg, und dennoch haben wir uns hier in dieser Hütte getroffen. Diese unerwartete Begegnung halten wir in einem Selfie fest, das wir gemeinsam mit dem Hüttenwirt der Zollnersee Hütte, Wolfgang, dem besten Hüttenwirt, den ich bisher getroffen habe, teilen. Eine wirklich spannende und bereichernde Begegnung!

Gipfel:
360 Grad Video

Fotos:

Karte:

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