129. Tag: Bergdörfer und wilde Gewitter

Freitag, 25.08.2023

Durch idyllische Bergdörfer

Die Reise beginnt kurz vor 8 Uhr, als ich mich auf den Weg hinab in das Dorf Orasso mache. Hier in Orasso gibt es nur begrenzte Möglichkeiten, sich für die nächsten zwei Tage mit Lebensmitteln zu versorgen, denn im Nationalpark Val Grande wird es weder Geschäfte noch Restaurants geben, und wahrscheinlich wird es auch keinen Handyempfang geben. In Orasso erwartet mich ein kleines Geschäft mit begrenzter Auswahl und ein Hotel mit Bar und Restaurant. Die Atmosphäre ist erstaunlich ruhig und vermittelt einen äußerst gemütlichen Eindruck. Ich kann einfach nicht widerstehen und gönne mir einen weiteren Café und ein köstliches Eis. Gestern erfuhr ich von Stefan, dass das Geschäft im Dorf Finero eine noch größere Auswahl bietet.

In Finero decke ich mich mit einer herzhaften Pizza, Keksen und köstlichem italienischem Gebäck ein. Das passt perfekt zu meiner Erdnussbutter. Anschließend gönne ich mir noch einen Café und eine erfrischende Cola in der einzigen Bar im Ort. Hier treffe ich auf einen Wanderer, einen Kanadier, der gerade drei Tage im Nationalpark Val Grande verbracht hat. Ich frage mich, wie beliebt dieser Ort sein muss, wenn selbst Kanadier hierherkommen. Er teilt einige wertvolle Tipps mit mir, zum Beispiel, Essen in die sicheren Truhen in den Bivaccos zu packen, da in den Bivaccos sogar Siebenschläfer leben.

Die einsame und wilde Wanderung und eine unvergessliche laute und helle Nacht

Und so beginnt mein Abenteuer im Val Grande, ein Ort, der schon lange auf meiner To-Do-Liste stand. Ich habe sogar den einzigen Wanderführer für diese Region zu Hause. Die Landschaft ist geprägt von üppigem Grün, dichten Wäldern, Wildnis und vielen Wasserquellen. In höheren Lagen wird die Kulisse etwas bergiger.

Kurz bevor ich das Bivacco Alpe Scaredi erreiche, ziehen Wolken auf, und ich höre das Donnergrollen. Eigentlich hatte ich vor, zum etwa zwei Stunden entfernten Bivacco In La Piana weiterzugehen, aber das Donnergrollen lässt mich hier bleiben. Es donnert den ganzen Abend. Im Bivacco treffe ich auf Klara und Hannes aus Deutschland, die ersten Menschen, die ich seit meinem Verlassen des Dorfes im Nationalpark treffe. Sie übernachten ebenfalls auf dem Fußboden des Bivaccos mit ihren Matten.

Das Wetter spielt verrückt, Nebel umhüllt uns gleich zweimal, und immer wieder ziehen Gewitterwolken über uns hinweg. Manchmal blitzt es. Manchmal donnert es nur. Manchmal regnet es. Zum ersten Mal seit Wochen ist es draußen nicht warm genug, um im T-Shirt herumzulaufen. Das Donnergrollen begleitet uns nicht nur den ganzen Abend, sondern auch die ganze Nacht hindurch. Gegen 2 Uhr morgens wird es extrem hell im Bivacco. Unglaublich viele Blitze zucken über den Himmel, und der Donner ist ohrenbetäubend. Ein Gefühl der Angst überkommt mich, aber schließlich lässt der Sturm irgendwann nach. Diese Nacht werde ich nie vergessen, auch wenn ich es bedaure, die Helligkeit nicht mit einem Video festgehalten zu haben.

Fotos:

Karte:

Gesamtstrecke: 18756 m
Maximale Höhe: 1844 m
Minimale Höhe: 706 m
Gesamtanstieg: 1591 m
Gesamtabstieg: -596 m
Download file: 2023-08-25 075850.gpx

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