Korsika – Tag 7: Einmal mit allem – ein Tag, der alles bot

Datum: 30.09.2024

Startzeit: 07:30 Uhr

Wetterbedingungen: überwiegend sonnig, später Nebel

Tourenbeschrieb:

Seit zwei Tagen scheint die Sonne, und der Wind hat nachgelassen, doch die Nächte werden immer kälter. Heute Nacht gab es sogar Frost. Stan erzählte, wie er gefroren hatte, und ein österreichisches Paar berichtete, dass sich auf ihrem draußen liegenden Rucksack eine Frostschicht gebildet hatte. Auch ich habe eine zugefrorene Pfütze gesehen. In diesem Moment war ich besonders froh, mich entschieden zu haben, in der Refuge zu übernachten. Am Morgen war es noch eisig, doch nach den ersten Kilometern bergauf wurde mir schnell warm – besonders, als ich aus dem Schatten des Berges trat und die Sonne mich traf.

Die heutige Etappe bot von allem etwas: steile Aufstiege, felsige Kletterstellen, einen klaren Bergsee, den Blick aufs Meer und einen steilen, steinigen Abstieg. Es fühlte sich an wie eine Zusammenfassung des gesamten GR20 an einem Tag. Sie gehört zweifelsfrei zu den schönsten des ganzen GR20.

Zum ersten Mal seit Langem hatte ich heute wieder Internet und konnte das Wetter prüfen. Eine Schlechtwetterfront mit starkem Niederschlag ist auf dem Weg und wird in ein paar Tagen voraussichtlich Korsika erreichen. In den Bergen bedeutet das Schnee und Eis. Ich habe beschlossen, den Nordteil des GR20 noch zu Ende zu laufen und am Dienstag das Wetter erneut zu prüfen. Doch ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ich den südlichen Teil schaffen werde. Das Ende meiner Tour könnte schneller kommen als gedacht.

Zu Beginn des Tages war das Wetter noch gut, viel Sonnenschein. Doch als wir am Nachmittag ankamen, zog dichter Nebel auf und die Kälte kehrte zurück. Es wurde schnell ungemütlich.

In der Refuge war unsere Gruppe klein: Tino, Sina, Dirk, Stan, ein älteres österreichisches Paar (die von Nord nach Süd laufen), vier französische Frauen und zwei Franzosen aus Lourdes (die von Süd nach Nord unterwegs sind). Die Aufbruchsstimmung war deutlich spürbar – der Nebel legte sich wie eine Decke über uns, und die Kälte kroch in die Knochen.

Die morgige Etappe ist relativ kurz, etwa 4,5 Stunden. Die alpine Variante ist sogar noch etwas kürzer, mit 4 Stunden. Die neunte und letzte Etappe des nördlichen GR20 wird mit 5 Stunden angegeben. Für mich steht fest, dass ich der Originalroute folgen werde, obwohl die alpine Variante bei der Wettervorhersage verlockend klingt. Wahrscheinlich werde ich beide Etappen morgen an einem Tag laufen, bis ins Tal nach Vizzavona, wo es wärmer und komfortabler ist. Der Nebel, die morgendliche Kälte und der kräftige Wind zehren an meinen Kräften. Eine Doppeletappe mit einem anschließenden Ruhetag scheint mir daher die vernünftigste Entscheidung. Was die Schlechtwetterfront bringt, bleibt abzuwarten, doch es sieht nicht gut aus.

Stan und Tino wollen morgen bei der achten Etappe die Abzweigung nach Tattone nehmen und den GR20 frühzeitig verlassen. Beide haben genug. Ihre schweren Rucksäcke machen ihnen zu schaffen, und Tino kämpft mit dem anspruchsvollen alpinen Gelände. Stan, der wegen seiner Angst vor Bettwanzen im eigenen Zelt schläft, hat mit den kalten Nächten zu kämpfen. Dirk und Selin hingegen sind gut ausgerüstet, mit hochwertigen Schlafsäcken und einem guten Zelt, und wollen den vollen GR20 erleben. Sie sind zwar fit, machen aber viele Pausen und kommen daher fast immer als Letzte am Etappenziel an – echte Genusswanderer. Sie planen, morgen die alpine Variante zu nehmen und übermorgen die letzte Etappe.

Auch das österreichische Paar leidet unter der Kälte und will morgen die alpine Route wählen, um dann, wenn die Zeit reicht, auch die neunte Etappe abzuschließen. Am Nachmittag tauchten noch zwei Deutsche auf, die bereits zwei lange Etappen hinter sich haben: 25 Kilometer und 1.426 Höhenmeter. Sie müssen die angegebene Marschzeit von über 11 Stunden deutlich unterboten haben. Trotzdem wollen sie noch weitere 4 bis 4,5 Stunden zur nächsten Refuge laufen. Sie machten nur kurz Rast, aßen hastig Brot, Käse und Eier, tranken etwas und setzten ihren Weg schnell fort. Einer der beiden sah blass und erschöpft aus – ich glaube, er konnte die schöne Landschaft kaum noch richtig wahrnehmen.

Eckdaten

Dauer: 5 Stunden

Schwierigkeit: T4

Markierung: Durchgehend rot-weiß, gut markiert

Andrang: nur wenige andere Wanderer  gesehen

Charakter: Fels, enge Pfade, kletterstellen

Aufstieg:  801 Meter

Abstieg: 557 Meter

Km: 8,5

Höchster Punkt: 2227 Meter

Wegpunkte: Refuge de Manganu, Bocca alle Porte 2225 m ( 1,75 h ), Brèche de Capitello 2073 m (0,5 h), 4 Bocca a Soglia 2052 m (0,75 h)  Refuge e Petra Piana ( 2 h )

Fotos :

Fotos – Kletterstellen :

Karte:

Gesamtstrecke: 9835 m
Maximale Höhe: 2211 m
Minimale Höhe: 1598 m
Gesamtanstieg: 1092 m
Gesamtabstieg: -844 m
Download file: 2024-09-30 073000.gpx

 

 

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