92. Tag: Bären Essen Jogger und Blitze treffen Gipfel?

Heute habe ich mir als Tagesziel die Dreischusterhütte gesetzt, die etwa 3 Stunden entfernt liegt. Um die Wanderung etwas interessanter zu gestalten, entscheide ich mich dafür, über den 2007 Meter hohen Außergsell zu gehen. Der Aufstieg hat eher den Charakter eines Mittelgebirges und führt entlang einer Forststraße durch den Wald. Besonders spannend war es, bei sonnigem Wetter in den Nebel zu laufen und plötzlich über den Wolken in der Sonne zu stehen. Während des Aufstiegs habe ich niemanden außer einem Jogger getroffen, der mich überholte und mich fragte, ob es hier Bären gibt, ohne sich vorher informiert zu haben. Ich erklärte ihm, dass Bären hier keine Gefahr darstellen sollten, da sie hauptsächlich in der Dämmerung und nachts aktiv sind. Er entgegnete, dass es immerhin noch morgens sei, und verabschiedete sich mit den Worten: „Wir sehen uns auf dem Gipfel.“ Amüsiert darüber dachte ich mir, dass es um 9:30 Uhr für einen Bären sicherlich nicht mehr „morgens“ ist, schließlich sind wir 4 bis 5 Stunden nach Sonnenaufgang unterwegs. Komischerweise habe ich ihn am Gipfel nicht. wiedergesehen. Amüsiert denke ich mir, dass Bären nur Jogger essen und keine Wanderer. Die Aussicht auf das Dreischuster-Massiv von dort oben ist beeindruckend und bildet einen interessanten Kontrast zur bunten bunten Wiese und der restlichen Landschaft.

Der Abstieg ist leicht, hat jedoch einen alpineren Charakter. Nachdem ich gestern schon einige Stunden bergab gelaufen bin, bin ich heute motiviert und erreiche die Dreischusterhütte bereits um 13:00 Uhr auf 1800 Metern Höhe. Ich beschließe, weiter zum Campingplatz am Toblacher See zu gehen. Der Wirt sagt mir, dass es noch etwa 4 bis 5 Stunden dauern wird und dass der Weg bis auf 2500 Meter führt. Nach etwas mehr als einer Stunde erreiche ich 2200 Meter und das Gelände wird alpiner: keine Bäume, kein Gras, nur Steine, und der Himmel wird immer dunkler. Es fühlt sich an, als ob ich auf eine Gewitterwolke zulaufe. Ich sehe bereits das Kreuz bei 2500 Metern, das eigentlich einen Pass markiert. Rechts und links erheben sich Berge über 3000 Meter, daher denke ich, dass mich ein Blitz nicht treffen wird. Tatsächlich sehe ich keinen Blitz, aber als es zu donnern beginnt und zu regnen anfängt, bin ich doch etwas eingeschüchtert. Ich ziehe meinen Poncho an, packe meine Wanderstöcke in einen Plastiksack und dann in den Rucksack und laufe zügig, aber vorsichtig, hinunter zur Dreischusterhütte.

Wie immer birgt auch diese Hütte Überraschungen. Sie ist bei Alpenüberquerungen von Nord nach Süd beliebt, bei denen auch öffentliche Verkehrsmittel zum Einsatz kommen. Es gibt viele Gruppen, einige haben ihre Tour selbst organisiert. Beim Abendessen setze ich mich zu einer fünfköpfigen Gruppe junger Männer aus Franken. Außerdem gibt es noch zwei größere Gruppen und eine kleinere Gruppe mit Wanderleitern oder Bergführern. Obwohl es sich um eine Alpenvereinshütte handelt, wurde hier vom Personal gesiezt, was etwas ungewöhnlich ist. Normalerweise duzt man in Hütten jeden, egal ob es sich um ein Kind oder einen Hundertjährigen handelt, ob es sich um einen Klempner oder den Bundespräsidenten handelt. Selbst wenn der Papst durch die Tür kommen würde, würde ich ihn in dieser Situation duzen. Das Essen ist mit 34 Euro für ein Abendessen zwar teuer, aber es schmeckt und man kann Nachschlag bekommen. Die Atmosphäre ist einfach anders mit diesen großen Gruppen, von denen viele erschöpft sind. Auch wenn es nicht meine Lieblingshütte ist, gibt es kaum was zu Beanstanden.

Gipfel:
360 Grad Video
Fotos

Karte:

Gesamtstrecke: 18033 m
Maximale Höhe: 2207 m
Minimale Höhe: 1270 m
Gesamtanstieg: 1458 m
Gesamtabstieg: -1093 m
Download file: 2023-07-13 083835.gpx
 

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