94. Tag: Berg-Rettungseinsatz an der Seekofelhütte
Intensive Hüttenerfahrung
Ich befinde mich in der engen und teuren Seekofelhütte, die mir als eine Hütte für Orientierungslose in Erinnerung bleiben wird. Eine polnische Familie hat sich in der falschen Hütte zum Abendessen eingefunden. Obwohl sie eine Übernachtung 45 Minuten entfernt gebucht haben, sind sie fest davon überzeugt, dass sie richtig sind. Nach einem kurzen Telefonat zwischen den Hüttenwirten steht fest: Sie können hier essen und dort übernachten. Es wird auch ein Transfer für die drei Töchter organisiert. Der Gastraum platzt aus allen Nähten, und die Wirtin hat große Mühe, für alle Personen einzudecken. Außerdem befinden sich dort eine große Gruppe Franzosen und eine große Gruppe Italiener, die alle unglücklich aussehen, besonders nach dem Abendessen. Ich dachte, dass ihnen das Essen nicht geschmeckt hat oder sie den Preis von 75 EUR für eine Übernachtung in einer Schutzhütte ohne Dessert- oder Duschmöglichkeit zu teuer fanden. Erst als ich auf meinem Zimmer bin, erfahre ich, dass zwei Personen aus der Gruppe gegen 15 Uhr im T-Shirt die Hütte verlassen haben, um spazieren zu gehen, und seitdem nicht zurückgekehrt sind. Diese nachdenkliche und etwas beängstigende Situation, ohne die betroffenen Personen zu kennen, geht mir sehr nahe. Erst um 21:30 Uhr, als es draußen schon kalt ist, wir befinde uns auf einer Höhe von 2130 Metern, bringen zwei Männer von der italienischen Bergwache die Verlorenen zurück zur Schutzhütte. Sie hatten sich verlaufen. Aufgrund der besonderen Lage ist die Hüttenruhe etwas ausgedehnt, und ich denke mir, dass Hüttenwirt in dieser Hütte das Letzte ist, was ich sein möchte. Es war sicherlich die eindrücklichste Hütten-Erfahrung in meinem Leben, aber ich würde diese Hütte aufgrund der Enge und des Preises nicht noch einmal buchen. Mit ein paar orientierungslosen Menschen weniger, wäre es sicherlich eine gemütliche Hütte. Der Preis von 75 EUR ist das schlechteste Preis-Leistungs-Verhältnis meiner langen Reise, aber was will man sagen, wenn die Hütte absolut voll ist? Eigentlich müssten sie den Preis, aufgrund der hohen Nachfrage, sogar erhöhen. Das Hüttenteam spricht kein Wort Deutsch, aber sehr gut Englisch, und ihre freundliche Art gefällt mir.
Die Wanderung zum höchsten Punkt meiner Reise
Aufgrund der intensiven Hütten-Erfahrung geriet die recht spektakuläre Wanderung heute etwas in den Hintergrund. Der Weg führte mich heute vom Dürrensteinhaus über den Dolomiten-Geotrail zur Stola Alm. Auf der Wanderkarte waren Leitern eingezeichnet, allerdings gab es nur exponierte Abschnitte, die mit Drahtseilen gesichert waren. Da ich etwas Anspruchsvolleres erwartet hatte, bin ich ein wenig enttäuscht von diesem einfachen Abschnitt, aber sehr beeindruckt von der Landschaft. Besonders spektakulär ist ein roter Felsen, von dem immer wieder Steine herunterfallen. Eine Tafel informiert darüber, dass es einen Felssturz gab, der zu einem kleinen Erdbeben geführt hat. Ab der Stola Alm wird es auf dem Weg zur Seekofelhütte immer voller. Ich höre unglaublich viele polnische Stimmen und bin mir nicht sicher, ob ich mich noch in den Dolomiten oder in der Hohen Tatra in Polen befinde, wo es im Sommer oft ähnlich voll ist. Ich frage einen älteren Mann mit einer Stofftasche am Arm, warum es hier zu einem polnischen Menschenauflauf kommt. Ich habe nicht geträumt, ich befinde mich immer noch in den Dolomiten, und der Papst ist auch nicht in der Nähe. Es handelt sich lediglich um eine Reisegruppe aus Breslau, die mit vier Bussen angereist ist. Ein für mich seltsames Bergerlebnis. Der Mann lobt den günstigen Preis, aber ich denke mir amüsiert, dass jeder seine eigenen Vorlieben hat. Ich habe Glück, als ich den Umweg zur Besteigung des steilen Seekofels mache, da fast alle Menschen bereits im Abstieg sind. So teile ich mir den relativ breiten Gipfel nur mit einem Pärchen aus Deutschland. Die Aussicht auf den sehr berühmten Pragser-Wildsee ist genauso spektakulär wie der Ausblick auf die umliegende Bergwelt. Und beinahe wäre Aufgrund der vielen Ereignisse untergegangen: Mit 2810 Metern habe ich den höchsten Punkt meiner Reise erreicht.
Gipfel:
Fotos:
Karte:
Maximale Höhe: 2802 m
Minimale Höhe: 1961 m
Gesamtanstieg: 1459 m
Gesamtabstieg: -1157 m