Um kurz nach sechs Uhr bin ich schon unterwegs. Die Wanderung entlang des Südtiroler Pilgerwegs von Naturns nach Latsch ist einfach, und ich komme schnell voran. Schön oberhalb der Straße geht es vorbei an Apfel- und Weinplantagen. Ein kurzes Stück führt der Weg mitten durch die Weinreben, Weintrauben rechts, links und über mir. Zwar hört man oft die Autos von der Straße unten, aber die Wanderung hat ihren Reiz und überrascht mit ihrer Schönheit.

Mein Wanderfreund Jürg wird um 11:37 Uhr in Latsch eintreffen. Ich bin bereits kurz vor 10 Uhr in Latsch angekommen und habe den Campingplatz erkundet, der 29,50 EUR kostet – abgesehen vom Wildcampen die günstigste Möglichkeit. Der Campingplatz bietet Duschen, einen Supermarkt mit dem Wichtigsten, Brötchen, Café und kalte Getränke sowie eine Waschmaschine und sogar einen Pool. Allerdings ist der Campingplatz ziemlich voll, und ich frage mich, wie man freiwillig so seinen Urlaub verbringen kann, vor allem wenn man bedenkt, wie teuer ein Wohnmobil ist.

Dann treffe ich mich mit Jürg, wir trinken Bier, reden wie immer viel über Wandern, aber auch über Gott und die Welt und gehen Pizza essen. Es ist schön, mal jemand Vertrautes wiederzusehen. Nach ein paar Stunden muss Jürg sich wieder auf den Weg nach Hause machen.

Ich gehe zum Campingplatz und lasse meine Powerbank bei der Rezeption laden. Die wackligen Steckdosen gestern haben sie anscheinend nicht wirklich geladen. Ich möchte meine Wäsche waschen, 3 EUR fürs Waschen und 3 EUR fürs Trocknen erscheinen mir als fairer Preis. Leider gibt es auf dem Campingplatz nur Waschpulver in großen Behältern für 10 EUR. Ich gehe zu den Waschmaschinen und hoffe, dass mir wie immer eine junge blonde Frau hilft, so wie auf dem letzten letzten Campingplatz. Leider kommt weder eine junge noch eine blonde noch sonst jemand in den Waschraum. Zum Glück kann man alles googeln, und auch wenn die Meinungen zu Duschgel in der Waschmaschine auseinandergehen, funktioniert es, wenn man nicht zu viel nimmt.

So schlafe ich wieder glücklich und zufrieden ein, nach einem perfekten Tag. Es war zwar nur eine kurze Wanderung, aber sie brachte mich ganze 16 km Richtung Nizza. Der Plan für die nächsten Tage steht, meine Wäsche ist auch wieder sauber. Sehr schön war auch das Wiedersehen mit Jürg. Nur der Wetterbericht macht mir etwas Sorgen, aber wer kann schon das Wetter in drei Tagen vorhersagen? Ich freue mich auf das kommende Abenteuer und hoffe, dass alles gut gehen wird.

Fotos:

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