140. Tag: The Cheating Day
Dienstag, 05.09.2023
Die Hütte ist in dichten Nebel gehüllt. Nach dem einfachen Frühstück gestern (nur Weißbrot mit Marmelade) freue ich mich über das zusätzliche Müsli. Es ist schade, aber ich muss mich von Katrin und Mark verabschieden. Sie bleiben oben und müssen sowieso in den nächsten Tagen nach Hause fahren. Die Sonne bricht bereits durch den Nebel, und ich plane, ein langärmeliges T-Shirt von der Refugio zu kaufen. Als der Hüttenwirt erfährt, dass ich vor über 4 Monaten von Polen hierher gelaufen bin, freut er sich und erzählt es seinem Team. Schließlich schenkt er mir das T-Shirt.
Der Weg führt mich durch den feuchten Nebel und auf teilweise rutschigen Pfaden. Nach 2,5 Stunden erreiche ich das Dorf Piedicavallo. Dort ziehe ich meine nassen Schuhe aus und mache fast 2 Stunden Pause. Ich genieße ein Café und esse ein Sandwich. Hier treffe ich Claudia und Christian wieder, die ich gestern kennengelernt habe. Sie nehmen den Bus und verlassen den GTA. Ab jetzt bin ich alleine auf diesem Fernwanderweg.
Ich schummle ein wenig und verkürze den Weg, indem ich direkt nach Rosazza gehe, anstatt den fast drei Stunden langen Bogen über die Refugio Rifugio Madonna della Neve zu nehmen. Ich denke, bei dem Nebel und dem feuchten, wahrscheinlich rutschigen Untergrund ist das die bessere Wahl. Eigentlich wollte ich bis zur Rifugio Rosazza laufen oder zumindest bis nach Oropa, was das Etappenende der nächsten kurzen 3-stündigen Etappe markiert. Aber als ich in San Giovanni ankomme, gefällt mir dieser ruhige Ort mit Blick auf die umliegenden Bergdörfer so gut, dass ich spontan beschließe, hier zu bleiben. Ursprünglich sollte ich 60 EUR für mein Zimmer zahlen, aber auf meine Anfrage nach einer günstigeren Option sagt die Dame bedauerlicherweise, dass es heute keine gibt. Während ich darüber nachdenke, wie ich mich aus dieser Situation herausreden kann, wirft sie einen Blick auf meinen Rucksack und sagt: „Du wanderst auf dem GTA, oder?“ Sie bietet mir das Zimmer für 30 EUR und optional weitere 20 EUR für die Halbpension an. Nach der Erfahrung mit dem T-Shirt frage ich mich, ob es sinnvoll ist, immer und überall zu erwähnen, wie lange ich schon unterwegs bin.
Nachdem alle anderen den GTA verlassen haben, sitze ich alleine bei einem Abendessen mit einer großen Gruppe von Teenagern im Restaurant. Wahrscheinlich sind sie der Grund, warum ich ein Zimmer statt eines Schlafplatzes im Schlafsaal bekommen habe. Das Essen ist zwar lecker, aber es erreicht nicht das hohe Niveau der letzten Tage. Selbst der Wein schmeckt nicht mehr so gut wie in den letzten Tagen. Liegt es an der fehlenden Gesellschaft ? Ich weiß es nicht, hoffe aber, vielleicht noch jemanden auf dem GTA zu treffen. Eigentlich wollte ich heute mehr als eine Etappe schaffen, aber irgendwie ist heute der Wurm drin. Bei dem trüben Wetter machte sich die Unlust breit. Eine Etappe zu kürzen, war vielleicht eine gute Entscheidung. Es ist sehr friedlich hier, das Zimmer ist rustikal eingerichtet mit antiken Möbeln und bietet eine schöne Aussicht. Ich bin sowieso zwei Tage im Vorsprung gegenüber meinem Plan. Daher bleibt die Hoffnung auf Nizza, besseres Wetter und neue Bekanntschaften.
18 % – geschafft Heute 1 Etappe nach Nizza gelaufen . Insgesamt 9 von 50 Etappen Etappen nach Nizza bewältigt.
Fotos :
Karte:
Maximale Höhe: 2180 m
Minimale Höhe: 875 m
Gesamtanstieg: 228 m
Gesamtabstieg: -1374 m