Korsika – Tag 4: Höhenrausch und Glück am höchsten Punkt
Datum: 27.09.2025
Startzeit: 08:15 Uhr
Wetterbedingungen: bewölkt und windig
Die erste Stunde meiner Wanderung war geprägt von einigen Kletterpassagen, die zu den schwierigsten des GR20 zählen. Eine besonders anspruchsvolle Stelle war mit einer Kette gesichert. Als ich dort beinahe das Gleichgewicht verlor, war ich froh, dass ich die Kette gut fest hielt. Solche Momente sind typisch für den GR20: steile Anstiege und herausfordernde Kletterstellen.
Doch bevor der Tag begann, startete er ganz entspannt in einem einfachen, aber gemütlichen Hotelzimmer. Das Frühstück war ausgezeichnet. Neben den landestypischen süßen Komponenten gab es auch Müsli, mehrere Sorten Aufschnitt, Rührei, zwei Sorten warme Würstchen und sogar Pancakes. Während ich mit Selin und Dirk, die ich schon beim Aussteigen von der Fähre kennengelernt hatte, frühstückte, berieten wir uns über die Regenvorhersage. Auf dieser anspruchsvollen Etappe hätte Regen eine echte Gefahr darstellen können. Der Mitarbeiter an der Rezeption meinte jedoch: „Es wird auf jeden Fall sehr windig. Regen eher nicht, kann er aber nicht Ausschliessen“ Diese Aussage reichte uns, um trotzdem aufzubrechen.
Der GR20 führte bisher zwei Stunden steil bergauf, und danach folgten drei Tage, die fast ausschließlich aus Felsen bestanden. Der Weg war durchgehend anspruchsvoll, doch dann geschah etwas Unerwartetes: zwei Stunden Aufstieg ohne Felsen – nur steiles Gelände und Geröll (T3+). Diese Abwechslung war trotz der Anstrengung eine willkommene Erleichterung.
Als ich diesen Abschnitt hinter mir hatte, überkam mich ein Rausch des Glücks. Vor mir lag der höchste Punkt des GR20. Besser hätte der Tag nicht sein können – es fühlte sich an wie der beste Tag meines Lebens.
Natürlich wäre es nicht der GR20, wenn danach nicht wieder Kletter- und Felsstellen auf mich gewartet hätten. Diese waren jedoch leichter zu bewältigen. Es ist heute sehr windig, und ich laufe häufiger in der Nähe der anderen Fernwanderer. Wahrscheinlich haben die anspruchsvollen Passagen uns näher zusammengebracht. Nicht jeder sieht so glücklich aus wie ich – die Erschöpfung ist bei vielen spürbar.
Am höchsten Punkt des Tages und des gesamten GR20 lege ich trotz des starken Windes eine Pause ein. Während ich mich ausruhe, überholen mich viele der Wanderer, die ich zuvor hinter mir gelassen hatte. Der Weg verläuft weiter entlang eines windigen Grats, was der Landschaft einen dramatischen Charakter verleiht.
In der Ferne sehe ich schließlich wieder Felsen. Da ich nun am Ende der Gruppe laufe, beobachte ich, wie die anderen in den Felsen „hängen“, wie winzige Ameisen an einer Steilwand – ein beeindruckender Anblick, der sich auf Fotos (Link) leider nicht so gut festhalten lässt. Nur Tinos riesiger Rucksack sticht heraus, als würde er eine riesige Biene auf dem Rücken tragen.
Eckdaten
Dauer: 7 Stunden
Schwierigkeit: T4
Markierung: Durchgehend rot-weiß, gut markiert
Andrang:
Charakter: Felsig, Kletterstelle, steiles Gelände mit Geröll
Aufstieg: 1206 Meter
Abstieg: 943 Meter
Höchster Punkt: Pointe des Éboulis (2607 Meter
Wegpunkte: Pointe des Éboulis (4 h), Bocca Crucetta (0,75 h) , Refuge de Tighiettu (2,25 h)
Fotos :
Karte:
Maximale Höhe: 2576 m
Minimale Höhe: 1425 m
Gesamtanstieg: 1979 m
Gesamtabstieg: -1708 m