Korsika – Tag 5: Windige Höhen und tierische Begleiter

Datum: 28.09.2024

Startzeit: 08:15 Uhr

Wetterbedingungen: Die Wanderung beginnt sonnig, aber später laufe ich in den Nebel. Nach dem Abstieg wird es etwas besser: Es bleibt bewölkt, und gelegentlich kommt sogar kurz die Sonne heraus. In höheren Lagen ist es sehr windig.

Die letzte Nacht und der Morgen waren zweifellos ein Höhepunkt meiner Wanderung auf dem GR20. Mein Zelt stand perfekt platziert mit einem atemberaubenden Blick auf die umliegenden Berge. Der Wind peitschte die ganze Nacht gegen die Zeltwände, und die Kälte kroch unter das Zelt – doch mein Schlafsack hüllte mich in wohlige Wärme. Es war eine dieser Nächte, in denen die Wildnis gleichzeitig rau und schützend ist. Am Morgen öffnete ich langsam den Reißverschluss meines Zelts und ließ den Blick über die stille Landschaft schweifen. Ich genoss die Aussicht noch lange, bevor ich mich überwinden musste, in der kalten Morgenluft meine Sachen zu packen. Als einer der Letzten verließ ich heute die Refuge, den friedlichen Moment noch im Herzen.

Es war eine lange Etappe, aber für den GR20 eher eine der einfacheren Strecken. Schon nach wenigen Kilometern gesellte sich ein Hund mit einem pinken Halsband zu mir. Er war freundlich, hörte gut und bewegte sich unglaublich sicher im Gelände. Wir erreichten bald den höchsten Punkt der Etappe, wo ein eisiger Wind uns empfing. Ich musste mein Handy mit beiden Händen festhalten, um ein 360-Grad-Panorama-Video aufzunehmen, während der Wind an mir zerrte und das Gehen zu einer echten Herausforderung machte. Der Hund dagegen stand ruhig da, streckte den Kopf in den Wind und schien das wilde Spiel der Natur förmlich zu genießen. In diesem Moment war er der Inbegriff von Freiheit.

Wir hätten Freunde fürs Leben werden können, dieser unerschrockene Begleiter und ich, aber leider machte mir meine Hundeallergie einen Strich durch die Rechnung. Nach ein paar heftigen Niesern blieb mir nichts anderes übrig, als ihn laut und bestimmt fortzuschicken – obwohl ich insgeheim bedauerte, dass unsere gemeinsame Reise so abrupt endete.

Mein Ziel an diesem Tag war Castel de Vergio, ein Skigebiet, das in den Sommermonaten Wanderern wie mir Unterkunft bietet. Es gibt dort ein Hotel, einen Campingplatz und eine Gîte d’Étape. Nach der langen Wanderung freute ich mich besonders auf eine warme Dusche und das köstliche Abendessen, das mich dort erwartete. In der Abgeschiedenheit des Gebirges, zwischen Einsamkeit und Naturschauspiel, wusste ich einmal mehr, warum ich den GR20 gewählt hatte.

Eckdaten

Dauer: 6 Stunden

Schwierigkeit: Die schwersten Stellen sind T3 (Kletterstellen), aber der Großteil hat den Charakter von T2.

Markierung: Durchgehend rot-weiß, gut markiert

Andrang: In der Nähe des Castel de Vergio habe ich viele Tageswanderer gesehen. Ansonsten sind nur noch wenige Wanderer auf dem Fernwanderweg GR20 unterwegs. Da ich spät gestartet bin und langsam gelaufen bin, habe ich fast nur entgegenkommende Wanderer getroffen.

Charakter: Zu Beginn führte der Weg durch den Wald, über schmale Pfade mit Felsen und wenigen Kletterstellen beim Aufstieg. Später wurde die Umgebung eher grün, mit einigen Felsen und Steinen dazwischen.

Aufstieg: 752 Meter

Abstieg: 1022 Meter

Höchster Punkt: 2037 Meter

Wegpunkte: Bergerie de Ballone (0,5 h), Bocca di Foggialle 1963 m (2 h), Refuge de Ciottulu di i Mori (0,5 h), Brücke über Le Golo Abzw. Wasserfall (1,75 h), Bergeries de Radule (0,25 h), Castel De Vergio (1 h)

Fotos :

Karte:
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