In Polen habe ich mehrere Pilgerorte besucht und bin dabei immer wieder auf Kirchen und Pilgerwege gestoßen. Ich habe mir fünf Pilgerziele vorgenommen, von denen ich mit Częstochowa und Góra Świętej Anny bereits zwei erreicht habe. In den nächsten Tagen werde ich mein drittes Pilgerziel, Mariazell, erreichen.

Heute war der bisher beste Tag meiner Reise. Ich habe den Pilgerweg verlassen, da der Anblick des Gippel-Gipfels mir keine andere Wahl ließ. Es schien mir zu ambitioniert, den Gippel an einem Tag zu erreichen. Stattdessen habe ich heute den Göller und zuvor den kleinen Göller besucht. Ich bin eine anstrengende Strecke mit 998!l Metern im steilen Gelände gelaufen und war schon lange nicht mehr in solchen Bergen. Das Mittelgebirge war schön, aber das hier ist etwas ganz Besonderes. Es ist unbeschreiblich und übertrifft alles, was ich auf dieser Reise bisher gesehen habe. Das Alpen-Gefühl ist endlich da. Steile Wege, Berge, Steine und Felsen, exponierte Stellen – all das hat diesen Tag zu meinem ersten Tag des Bergwanderns gemacht. Ich weiß noch nicht, wie ich durch die Alpen kommen werde, aber vor Glück, sie endlich erreicht zu haben, kamen mir fast die Tränen. Auf dem Gipfel habe ich mich gefühlt, als hätte ich das Ende meiner Reise erreicht. Dabei fängt die Reise jetzt erst richtig an.

Die Pilgerziele, das Jakobskreuz auf der Buchensteinwand in Österreich und Ziteil (höchster Pilgerort Europas) in der Schweiz, werde ich wahrscheinlich auslassen. Für mich ist es wichtiger, möglichst viele Bergerlebnisse zu sammeln, ohne mich zu überfordern oder in Gefahr zu bringen.

Ich werde in der Göllerhütte auf 1442 Metern über dem Meeresspiegel auf dem Fußboden des Winteraums schlafen. Das schlägt meinen bisherigen Rekord von Tag 21 mit der höchsten Übernachtung auf der Reise und ist höher als jeder Punkt, den ich auf meiner Reise besucht habe. Mit dem kleinen Göller auf 1673 Metern und dem Göller auf 1766 Metern habe ich heute meinen eigenen Rekord gleich zweimal übertroffen.

Morgen geht es auf den Gippel und übermorgen bin ich dann wieder an dem Punkt, an dem ich gestern den Pilgerweg verlassen habe und die Berge gefunden habe. Dann geht es noch nach Mariazell, und danach werde ich mit voller Kraft und Konzentration in die Bergwelt eintauchen.

Es gibt gute Gründe dafür, die Pilgerorte Jakobskreuz und Ziteil auszulassen. Erstens, da ich bis Anfang Oktober in Nizza sein muss, habe ich zeitliche Beschränkungen. Zudem reizt mich der bergige Charakter und die anspruchsvolleren Wege mehr als die meist einfachen Pilgerstrecken. Berge sind für mich einfach spektakulär.

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