55. Tag: Eine überraschend kraftraubende Wanderung

Die Nacht verlief überraschend ruhig, obwohl ich mit fünf Lehrern und 40 Teenagern in der Hütte  Austria – Ybbstalerhütte übernachtete. Ich hatte das Glück, dass das Personal ihr Matratzenlager mit mir teilte. Jeder von uns hatte zwei Betten, die durch eine Holzwand voneinander getrennt waren. Es war erstaunlich komfortabel für eine Hütte, und ich hatte bisher wirklich Glück mit meinen Übernachtungen. Für den Nachmittag waren erneut Gewitter und Schauer vorhergesagt. Daher packte ich meinen Rucksack frühzeitig und begnügte mich mit einem Café und einem Müsliriegel, um Zeit zu sparen. Um kurz nach sechs Uhr begann ich meine Wanderung nach Wildalpen und hatte dabei zwei Optionen: die erste führte über den Dürrenstein mit einer Höhe von 1878 Metern, den ich gestern ausgelassen hatte, oder die kürzere Variante über Tremmel mit 1221 Metern Höhe. Ich fühlte mich ausgeschlafen und mit dem Kaffee im Blut, den das Hüttenteam freundlicherweise schon um 6 Uhr bereitgestellt hatte, startete ich in Richtung Dürrenstein.

Etwa eine Stunde später bemerkte ich, dass meine Isomatte immer noch in der Hütte lag. Ich kehrte um und legte fünf Kilometer und einige hundert Höhenmeter zurück, bis ich genau um acht Uhr wieder an demselben Punkt stand wie vor zwei Stunden. Nun entschied ich mich doch für die kürzere Variante, da am Nachmittag erneut Regen und Nebel erwartet wurden. Der Weg führte über mehr als 700 Höhenmeter hinunter auf etwa 600 Meter über dem Meeresspiegel. Anschließend folgte ich dem Eulenweg, einem Lehrwald über Eulen, der entlang des Wassers führte. Beeindruckend waren die Tunnel und Wasserleitungen, die für die Brücken hier gebaut worden waren. Der Abschnitt war einfach und schön, umgeben von steilen Felswänden. Nachdem ich gestern keinen einzigen Wanderer getroffen hatte, traf ich hier eine Familie beim Picknick und überholte zwei ältere Personen. Irgendwann endete der Lehrpfad, und wie befürchtet ging es steil bergauf. Je höher ich kam, desto steiler wurde der Weg. Schon die Felswände hatten darauf hingedeutet, aber ich war überrascht, wie steil es wirklich war. Oft gab es seitlich des Weges steile Hänge, die immer tiefer wurden, je höher ich kam. Glücklicherweise waren besonders schmale und ausgesetzte Passagen mit einem Seil gesichert. Objektiv gesehen war der Wanderweg nicht besonders schwer, aber die unerwarteten exponierten Stellen und der unbekannte Abstieg auf der anderen Seite waren eine mentale Herausforderung. Zum ersten Mal auf dieser langen Reise wünschte ich mir, jemanden an meiner Seite zu haben.

Kurz bevor ich Wildalpen erreichte, begann es zu regnen. Als ich den Campingplatz erreichte, regnete es immer noch. Ich traf ein paar Polen und  nach langer Zeit hörte ich wieder Polnisch. Ich verbrachte ein paar Stunden unter einem Unterstand, bis der Regen aufhörte. Dann baute ich mein Biwy-Zelt auf, duschte und ging schlafen.

Fotos :

Karte:

Gesamtstrecke: 26803 m
Maximale Höhe: 1540 m
Minimale Höhe: 606 m
Gesamtanstieg: 1069 m
Gesamtabstieg: -1708 m
Download file: 2023-06-06.gpx

Gesamtstrecke: 6616 m
Maximale Höhe: 776 m
Minimale Höhe: 603 m
Gesamtanstieg: 114 m
Gesamtabstieg: -205 m
Download file: 2023-06-06b.gpx

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